
15. Juli 2025
Impulse setzen, Qualität sichern – Bundesfachtagung Suchtprävention im Rückblick
Am 26. und 27. Juni 2025 nahm Christian Krüger, Mitarbeiter der Drobs Hannover, an der bundesweiten Fachtagung „Suchtprävention wirkt – Qualität weiter stärken“ im Erbacher Hof in Mainz teil. Die zweitägige Veranstaltung brachte Fachkräfte der Suchtprävention aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen und bot Raum für einen intensiven, überregionalen Austausch zu aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in der Suchtprävention. Die Teilnahme war limitiert und erfolgte über die Landeskoordination der Bundesländer – Christian Krüger nahm als einer der Vertreter aus Niedersachsen teil.
Eine Tagung mit langjähriger Tradition
Veranstaltet wurde die Tagung vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) und dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz, mit Unterstützung des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung sowie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden‐Württemberg. Sie knüpfte an eine langjährige Tradition an. Seit vielen Jahren finden im Rhythmus von zwei bis drei Jahren bundesweite Fachtagungen zur Qualitätssicherung in der Suchtprävention statt. „Hier treffen sich Fachkräfte aus allen Bundesländern für einen überregionalen Austausch“, beschreibt Christian Krüger den besonderen Charakter der Veranstaltung. Neben fachlichen Impulsen im Plenum bot insbesondere die Workshop-Phase eine praxisnahe Auseinandersetzung mit spezifischen Themenfeldern.
Künstliche Intelligenz in der Prävention – Chancen und Herausforderungen
Christian Krüger hatte sich für Workshop 4 „KI in der Suchtprävention: Verstehen und anwenden“ angemeldet. Unter Leitung von Christoph Holz-Rossi (nuvio gGmbH – Institut für Gesundheitsgestaltung) wurden die Chancen und Risiken des Einsatzes künstlicher Intelligenz in der Präventionsarbeit diskutiert. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema KI war für mich fachlich sehr inspirierend. Es wurde deutlich, dass wir in Zukunft nicht umhinkommen, uns intensiv mit den Auswirkungen digitaler Entwicklungen auf unsere Arbeit auseinanderzusetzen“, so Krüger. Neben den Potenzialen zur Effizienzsteigerung zeigte sich, dass KI besonders im Bereich der Suchtprävention unterstützend wirken kann. Etwa durch Automatisierung von Arbeitsprozessen, Datenanalyse oder zielgruppengerechte Ansprache. Damit solche Technologien jedoch sinnvoll integriert werden können, braucht es für die Suchtprävention eine stärkere finanzielle Förderung.
Selbstverständnis und Anerkennung von Präventionsarbeit stärken
Während der Fachtagung wurde zudem deutlich, dass das Selbstverständnis sowie die öffentliche Wahrnehmung von Präventionsarbeit nach wie vor nicht die tatsächliche Bedeutung und Komplexität dieses Fachbereichs widerspiegeln. Prävention stellt einen unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsförderung dar. Daher verdient diese eine angemessene Anerkennung ihrer fachlichen Tiefe und Relevanz. Es besteht dringender Handlungsbedarf hinsichtlich eines bewussten Wandels in der Haltung: Präventionsarbeit ist keine Nebenaufgabe, sondern erfordert hochqualifizierte Fachkräfte mit fundierter Ausbildung und umfassender Erfahrung. Zur Sicherstellung der Qualität und Wirksamkeit präventiver Maßnahmen ist es essenziell, die Qualifikationen auf gemeinsam entwickelten Standards zu basieren. Zudem sollten nur evaluierte Programme mit nachgewiesener Wirksamkeit in der Praxis Anwendung finden. Dies hat neben einer systematischen Qualitätssicherung und stärkeren Professionalisierung weitere Vorteile:
- Personelle Ressourcen werden gezielt und nachhaltig eingesetzt.
- Auch können evaluierte Programme besser verglichen und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden.
- Nicht zuletzt werden damit fachliche Legitimität und Glaubwürdigkeit gestärkt und die Akzeptanz und Wertschätzung suchtpräventiver Arbeit bei Fachkräften, Zuwendungsgeber:innen und in der Öffentlichkeit gefördert.

Wirksamkeit als zentraler Maßstab für präventives Handeln
Darüber hinaus wurde betont, dass die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen nicht nur als Kommunikationsziel nach außen gedacht werden darf. Sondern auch im Inneren der Fachpraxis handlungsleitend sein muss. Neben der Qualifizierung von Fachkräften bedeutet das vor allem, auf wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramme zurückzugreifen. Außerdem aktiv an deren Weiterentwicklung mitzuwirken. Ebenso essenziell ist die regelmäßige Evaluation des eigenen Handelns sowie eine strukturierte Rückkopplung mit den jeweiligen Zielgruppen. Um die tatsächliche Wirkung präventiver Maßnahmen sichtbar zu machen, zu sichern und gezielt zu verbessern. So entsteht ein praxisnaher Qualitätskreislauf, der evidenzbasiertes Arbeiten fördert und langfristig die Wirksamkeit sowie die gesellschaftliche Anerkennung der Suchtprävention stärkt.
Sichtbarkeit und Leuchtturmprojekte: Prävention braucht öffentliche Aufmerksamkeit
Wie gelingt es, die Wirksamkeit und den gesellschaftlichen Wert von Prävention stärker nach außen zu signalisieren? Sichtbarkeit ist ein Schlüsselbegriff – sowohl im politischen Raum als auch in der breiten Öffentlichkeit. Suchtprävention wirkt, wenn sie frühzeitig, zielgerichtet und qualitätsgesichert ansetzt. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Leuchtturmprojekte und innovativen Ansätze stärker strahlen zu lassen. Als sichtbare Zeichen professioneller Präventionsarbeit, die Anerkennung verdient.
Die abgebildeten Fotos stammen aus einer Umfrage unter den Teilnehmenden der Tagung: Wofür leuchten sie in ihrer Arbeit? Die Ergebnisse sind sinnbildlich für das Engagement, die Haltung und die Leidenschaft, mit der Fachkräfte in der Suchtprävention wirken. Diese Leuchttürme existieren. Jetzt gilt es, sie noch deutlicher in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, ihre Strahlkraft zu erhöhen und ihnen die verdiente Wertschätzung zukommen zu lassen.

Impulse für die Praxis
Die Tagung hinterließ bei Christian Krüger einen bleibenden Eindruck. Besonders der fachliche Austausch mit Kolleg:innen aus anderen Bundesländern verdeutlichte die Vielfalt und Innovationskraft aktueller Präventionsansätze. Auch gemeinsame Herausforderungen im Arbeitsfeld waren Themen. Die gewonnenen Impulse möchte Christian Krüger nicht nur in die tägliche Arbeit der Drobs Hannover einfließen lassen, sondern auch für weitere Einrichtungen der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen nutzbar machen. Ein Transfer der Inhalte und Anregungen ist geplant, um mögliche Ansätze für die Präventionspraxis gemeinsam weiterzuentwickeln – mit klarem Fokus auf Qualität, Wirksamkeit und gesellschaftliche Anerkennung.