Situation auf den bahnhofsnahen Plätzen in Hannover

Pressemitteilung: Situation auf den bahnhofsnahen Plätzen in Hannover

Hilfsangebote stärken, Stigmatisierung vermeiden

Seit vielen Jahren arbeiten Politik, Polizei, Justiz und Akteur:innen der Suchthilfe in Hannover erfolgreich zusammen, um Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen den Weg in ein selbstbestimmtes und möglichst suchtmittelfreies Leben zu ebnen. Diese kontinuierliche Zusammenarbeit hat sich als zentraler Faktor erwiesen, um den mit Sucht und sozialer Ausgrenzung verbundenen Probleme zu begegnen. Besonders an den bahnhofsnahen Plätzen in Hannover wird der dringende Bedarf an niedrigschwelligen Hilfsangeboten und einer koordinierten Unterstützung deutlich.

Die Situation auf den bahnhofsnahen Plätzen
Die bahnhofsnahen Plätze in Hannover sind seit Jahrzehnten Orte, an denen gesellschaftliche Herausforderungen sichtbar werden: Armut, Wohnungslosigkeit, psychische Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen verdichten sich hier auf engem Raum. Für einige Menschen, die illegalisierte Substanzen konsumieren, sind diese Plätze zentrale Lebensräume, da die Situation vor Ort bestimmte Chancen bietet. Die zentrale Lage ermöglicht eine einfache Erreichbarkeit, Anonymität und die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. Hilfsangebote in unmittelbarer Nähe sind eine Reaktion auf diese Lebenswirklichkeit und werden von den Betroffenen genutzt. Die substanzgebrauchenden Menschen auf den bahnhofsnahen Plätzen sind Bürger:innen Hannovers. Wie alle anderen haben auch sie das Recht, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Sie haben ein Recht auf Unterstützung und Menschlichkeit.

Soziale Ausgrenzung und die Entstehung von Konflikten
Viele Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt im öffentlichen Raum haben, fürchten Isolation und Gewalt. Diese Ängste führen in einer Umgebung voller Vorurteile und Unsicherheit zu Spannungen. Obdachlosigkeit, der fehlende Zugang in das Gesundheitssystem, Schulden und der Mangel an sozialen Beziehungen führen zu extremen physischen und psychischen Belastungen, denen häufig nur wenige Bewältigungsstrategien entgegenstehen.

Gewaltsame Konflikte auf den bahnhofsnahen Plätzen werden durch soziale Ausgrenzung und diese schwierigen Lebensumstände begünstigt. Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen haben jedoch genauso wie alle anderen das Recht, ohne Angst vor Gewalt, Stigmatisierung und Ausgrenzung zu leben. Daher sollten Lösungen für soziale Probleme nicht nur darin bestehen, den Betroffenen vor Ort zu helfen, sondern auch darin, Vorurteile abzubauen und die soziale Integration zu fördern.

Zunehmende gesundheitliche Risiken durch neue Substanzen
Die Situation auf den bahnhofsnahen Plätzen hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Der Konsum von Crack hat zugenommen – eine Substanz, die durch ihre kurze, intensive Wirkung und das anschließende „Runterkommen“ häufig zu wiederholtem Konsum, Erschöpfung, Reizbarkeit und impulsivem Verhalten führt. Die Verfügbarkeit von Heroin auf dem europäischen Markt hat sich stark verringert, während gleichzeitig gefährliche Beimischungen, wie die hochpotenten synthetischen Opioide Fentanyl und Nitazene, zugenommen haben. Diese Beimischungen bergen ein erhebliches Gesundheitsrisiko, da schon kleinste Mengen lebensbedrohliche Folgen haben können.

2024 starben in Niedersachsen 133 Menschen im Zusammenhang mit Substanzkonsum – ein Anstieg von 55 Prozent im Vergleich zu 2021. Die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen hat sich intensiv mit den Risiken des Konsums von Crack und Heroin auseinandergesetzt und hierzu Positionspapiere erarbeitet. Diese Papiere, die Sie in der Anlage finden, behandeln die gesundheitlichen Risiken und schlagen Maßnahmen vor, um substanzgebrauchenden Menschen noch effektiver zu helfen.

Niedrigschwellige Hilfsangebote der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen
Die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen engagiert sich seit den 1980er Jahren mit niedrigschwelligen Hilfsangeboten, die Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen an den Orten, an denen sie sich aufhalten, unterstützen. Bereits damals, unter dem Namen STEP, wurden mit den Einrichtungen Café Connection und später dem Fixpunkt erste niedrigschwellige Angebote geschaffen. Mit der Eröffnung des Stellwerks im Jahr 2017 wurden diese Einrichtungen gebündelt, um den bewährten Harm-Reduction-Ansatz fortzuführen. Ziel dieses Ansatzes ist nicht die sofortige Abstinenz der Betroffenen, sondern die Reduzierung gesundheitlicher und sozialer Risiken. Menschen werden dort abgeholt, wo sie sich befinden – ohne Vorbedingungen. Sie erhalten Zugang zu Beratung, sauberen Konsumutensilien und medizinischer Erstversorgung. Die Wirksamkeit dieser Arbeit ist belegt: Seit Bestehen des Stellwerks ist keine einzige Person innerhalb der Einrichtung an einer Überdosis verstorben – ein deutliches Zeichen, dass Suchthilfeeinrichtungen Leben retten.

Ein funktionierendes Netzwerk aus Hilfsangeboten in Hannover
Die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen bietet in Hannover ein breites Netzwerk an Hilfsangeboten für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Dieses Netzwerk umfasst Tagesstätten, Wohnstätten, Beratungsstellen, ambulante Leistungen sowie Kliniken für Rehabilitation und Entwöhnung. Neben den trägereigenen Einrichtungen bieten auch andere Träger weitere Hilfsangebote an, mit denen enge Kooperationen bestehen. Diese Zusammenarbeit gewährleistet, dass Menschen aus den niedrigschwelligen Einrichtungen gezielt in weiterführende Angebote vermittelt werden können, die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen. Das abgestimmte Hilfesystem hat sich über viele Jahre bewährt und stellt einen wichtigen Bestandteil der sozialen Infrastruktur in Hannover dar.

Kooperation statt Konfrontation
Hannover hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit von Politik, Polizei, Justiz und Suchthilfe die Situation von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen verbessern und gesundheitliche Schäden verringern kann. Diese erfolgreiche Kooperation sollte fortgeführt werden, um weiterhin tragfähige Lösungen zu entwickeln, die den Betroffenen zugutekommen. Dabei ist es wichtig, Sicherheitsprobleme im öffentlichen Raum nicht einseitig mit substanz- gebrauchenden Menschen zu verknüpfen. Diese Zuschreibungen wirken stigmatisierend und erschweren den Zugang in Unterstützungsleistungen. Notwendig ist ein offener Dialog über Verantwortung, Menschlichkeit und Zusammenhalt. Die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen bittet daher um einen engeren Austausch mit allen Beteiligten, um Unterstützung dahinzubringen, wo sie dringend nötig ist.

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Ansprechperson Paritätische Suchthilfe Niedersachsen gGmbH:
Pascal Dornuf
Fachreferent Kommunikation
Odeonstraße 14, 30159 Hannover
Tel: 0511 9893116
Mail: kommunikation@ps-nds.de
Web: www.paritaetische-suchthilfe-nds.de

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