Das neue Fentanyl-Schnelltestangebot im Stellwerk

Testen und Leben retten

Ab dem 15. März 2025 bietet der Kontakt- und Konsumraum Stellwerk ein kostenfreies und anonymes Schnelltestangebot an, um Heroin auf Fentanyl-Beimischungen zu überprüfen. In Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Soziales, wird diese wichtige Maßnahme eingeführt, um abhängigkeitserkrankte Menschen vor lebensgefährlichen Überdosierungen zu schützen.

Gesundheitsschutz und Aufklärung
„Mit unserem neuen Testangebot reagieren wir auf die steigende Zahl gesundheitlicher Notfälle, die durch die ungewollte Beimischung von Fentanyl in Heroin verursacht werden. Es ist wichtig, dass Konsumierende die Möglichkeit haben, die Zusammensetzung ihrer Substanzen zu überprüfen und sich so gezielt vor den Gefahren des Substanzkonsums zu schützen“, erklärt Vitalij Kumann, Leiter des Stellwerks. Das Angebot bietet den Besuchenden des Stellwerks die Möglichkeit, ihr mitgebrachtes Heroin unter der Anleitung von geschultem Fachpersonal auf Fentanyl zu testen. Die Tests finden dienstags und freitags zwischen 11 und 17 Uhr statt. Dabei kommen Teststreifen zum Einsatz, bei denen nur ein minimaler Abstrich der Substanz erforderlich ist.

Prävention durch Beratung und Safer-Use-Maßnahmen
„Neben der konkreten Risikominimierung durch den Schnelltest verfolgen wir auch einen präventiven Ansatz, um Menschen aufzuzeigen, wie sie sicherer mit ihren Substanzen umgehen können. Falls Fentanyl nachgewiesen wird, bieten wir eine umfassende Beratung zu Safer-Use-Maßnahmen an, wie etwa den Verzicht auf Alleinkonsum, um das Risiko einer Überdosierung zu minimieren. Unser Ziel ist es, Leben zu retten und schwere gesundheitliche Schäden zu verhindern“, erklärt Fabienne Kuschel, stellvertretende Leitung des Stellwerks und verantwortlich für das Streetwork.

Fentanyl und die Auswirkungen auf den Drogenmarkt
Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das um ein Vielfaches stärker wirkt als Heroin. Oft wird es Heroin beigemischt, ohne dass Konsumierende darüber informiert sind. Diese gefährliche Praxis hat in den letzten Jahren zugenommen. Seitdem die Taliban 2022 in Afghanistan den Anbau von Schlafmohn verboten haben, ist die Opium- und damit die Heroin-Produktion stark zurückgegangen. Infolgedessen werden vermehrt synthetische Ersatzstoffe wie Fentanyl auf den Drogenmarkt gebracht.

Gefahren durch synthetische Opioide und Studienergebnisse
Studien belegen einen besorgniserregenden Anstieg der Beimischung synthetischer Opioide wie Fentanyl zu Heroin in Deutschland, was zu einer Zunahme schwerer gesundheitlicher Notfälle führt. Im Rahmen des Bundesmodellprojekts RaFT wurden in 50 Heroinproben in Deutschland Fentanyl-Spuren nachgewiesen. Auch nach Abschluss dieser Studie kam es in mehreren deutschen Städten, zuletzt in Bremen, zu Fällen, in denen Heroin mit Fentanyl gestreckt war, was zu lebensgefährlichen Überdosierungen führte. In Europa sind Opioide für schätzungsweise 75 Prozent der erfassten Drogennotfälle verantwortlich.

Zunahme der Drogentoten und die Notwendigkeit von Prävention
Im Jahr 2023 verstarben bundesweit 2.227 Menschen an den unmittelbaren Folgen des Substanzkonsums. Dies stellt einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu 1.990 Todesfällen im Jahr 2022 dar. Diese alarmierende Entwicklung unterstreicht die Dringlichkeit von präventiven Maßnahmen wie dem angebotenen Schnelltest, um die Konsumierenden besser vor lebensgefährlichen Substanzen wie Fentanyl zu schützen.

Ziel des Projekts und Auswertung der Ergebnisse
Das Schnelltest-Projekt läuft zunächst bis zum 14. Juli 2025. Anschließend werden die gesammelten, anonymisierten Daten ausgewertet und der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Soziales, zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, weiterführende Maßnahmen zur Schadensminimierung zwischen der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen und der Landeshauptstadt Hannover abzustimmen.

Positionspapier zum Umgang mit Fentanyl-Konsum
Bereits im Oktober 2024 veröffentlichte die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen ein Positionspapier zum Umgang mit Fentanyl-Konsum, um die Wichtigkeit von Drug-Checking-Programmen aufzuzeigen. Das Positionspapier kann hier angesehen werden.

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